Abschied und Neuwahl

Helmut Schwedhelm, langjähriger Vorsitzender der SPD Schwalmstadt, hat am Montagabend auf der Delegiertenkonferenz in Frankenhain nicht mehr für den Vorsitz der SPD in Schwalmstadt kandidiert. An einem bewegenden Abend nahm der gestandene Sozialdemokrat Abschied von nh24 Fotostreckeseinem Amt als Parteivorsitzender, das er mehr als ein Jahrzehnt inne hatte.
Für seine Verdienste zeichneten ihn seine Weggefährten mit der Willy Brandt Medaille aus.

An seiner Seite stand der ehemalige Bürgermeisterkandidat Dr. Fabio Longo. Beide verbindet seit dem letzten Bürgermeisterwahlkampf eine enge Freundschaft. Schwedhelm gab sein Amt nicht auf, weil in der Vergangenheit einiges schief gelaufen ist und der neue Vorstand nun alles ausbaden soll: »Mir fehlt schlichtweg die Kraft«, so Schwedhelm.

In einer trotzdem kraftvollen Rede an die Delegierten nahm Helmut Schwedhelm Abschied, ohne der Politik den Rücken zu kehren. »Ich habe zwei silberne Hochzeiten feiern dürfen. Die eine mit der Partei, die andere mit der Krankenkasse«, zog Schwedhelm Bilanz.

Seinen letzten Rechenschaftsbericht begann Schwedhelm dann auch gleich damit, die Delegierten aufzufordern, aus einer kraftvollen Versammlung dem neuen Vorstand ins Stammbuch zu schreiben, wie er denken und handeln soll. Im Stadtparlament ist die SPD noch immer die stärkste Kraft, auch wenn sie nicht mehr den Bürgermeister stellt. »Für mich ist es heute an der Zeit, den Stab weiterzugeben, was mir seit einigen Wochen leichter fällt, da ich weiß, dass es mindestens einen gibt, der sich der Verantwortung stellt und dabei sowohl die Lust und die Freude als auch die Kompetenz für die Politik mitbringt«, sagte Schwedhelm. Er wünsche sich neuen Schwung in der Partei und das Ende mancher Depression, »die uns in den letzten beiden Jahren hier und da gekennzeichnet hat.«

Im Parlament wird nach Ansicht Schwedhelms in der vergangenen Zeit zunehmend deutlich, dass sich eine Art von Konsolidierung bei der SPD eingestellt hat. In der Konsequenz sucht sich die SPD wechselnde Mehrheiten und ist damit »100:1 durchsetzungsfähig«. Trotzdem leidet die Partei noch ein Stück unter dem Verlust von Positionen und Ämtern, die mit der letzten Bürgermeisterwahl verlorengegangen sind. »Ich selbst trage einen gehörigen Anteil daran«, so Schwedhelm. Er mahnte einen kritischen Rückblick und den Mut nach vorne zu sehen an.

Im Zusammenspiel mit sehr unterschiedlichen Menschen kam er immer gut klar und mochte sogar seine Widersacher. »Ich habe große Freude daran gehabt, auch mit meinen Widersachern um das richtige Ergebnis zu ringen. Allen voran auch das Dauerthema Wieragrund«, so Schwedhelm. In Sachen Wieragrund bedauerte er den Hintergrund, dass »massive Egoismen, narzistische Persönlichkeiten und völlig egoistische Ziele Schwalmstadt daran gehindert haben, ein gemeinsames Ziel voranzutreiben. Umso mehr ist es aber Auftrag, am Ball zu bleiben und Politik zu machen«, forderte Schwedhelm.

Die Sozialdemokraten machen mit ihrer Mehrheit im Parlament nach wie vor gute Kindertagesstättenpolitik und eine ebenso gute Jugendarbeit. »Das Entsetzlichste in der jüngeren Vergangenheit war nicht, dass die CDU versucht hat, das zu kritisierten und ich es pauschal verteidigt habe, sondern die Tatsache, dass ein Bürgermeister über die Möglichkeiten der Räumlichkeiten Jugendpolitik in Schwalmstadt macht. Wer die letzte Sozialausschusssitzung erlebt hat, der hätte sich schütteln müssen«, sagte Schwedhelm an die Adresse des amtierenden Bürgermeisters gerichtet.

In der kommenden Zeit braucht die SPD ein neues Verhältnis und eine neue Kommunikation zum Bürgermeister. Bislang sei die SPD freundlich und staatstragend. »Die Tatsache, dass die Stadt ja angeblich schlank verwaltet sein soll, macht deutlich, wie schlank. Das wird zurzeit so schlank, dass der Konsolidierungsplan der SPD von diesem Bürgermeister gescholten wird, weil wir nicht genug Vorschläge zum Sparen unterbreitet hätten. Von dem selben Bürgermeister kommt aber keine einzige Idee. Dabei wollte er das Rathaus in 100 Tagen auf den Kopf stellen. Aber das, was auf dem Kopf steht, ist die Wahrheit an dieser Stelle. Wie müssen uns auch trauen, das zu sagen«, stellte Schwedhelm fest.

Am Ende seiner Rede überreichte ihm Winfried Becker die Willy Brandt Medaille.

In der folgenden Wahl wurde Daniel Helwig mit 35 von 36 möglichen Stimmen zum Stadtverbandsvorsitzenden und mit dem schlechtesten Ergebnis, 28 von 36 Stimmen, Regine Müller zu seiner Stellvertreterin gewählt. Helmut Balamagi und Patrick Gebauer wurden ebenfalls mit 35 von 36 Stimmen Stellvertreter des neuen Vorsitzenden. (alw)

Desweiteren wurde wie folgt gewählt:

Geschäftsführer:

– Burkhard Walz

Schatzmeisterin:

– Margot Schick

Stellvertretender Schatzmeister:

– Gerhard Hosemann

Beisitzer:

– Timo Beckman

– Helmut Böhm

– Wilhelm Briel

– Lothar Ditter

– Ernst George

– Klaus Heyde

– Julia Kahler

– Wolfgang Kirchhoff

– Matthias Reitz

– Detlef Schwietzeck und

– Sebastian Vogt

Kassenprüfer:

– Johann Müller

– Horst Fröhlich und

– Reiner Grebe